Es ist eine bittere Wahrheit, die so manchem Urlaubsplaner die Vorfreude verderben kann: Die Lieferung von Reisepässen kann bis zu acht Wochen dauern. Wer kurzfristig in den Urlaub möchte und sich dafür ein Ziel ausgesucht hat, das außerhalb Europas liegt oder für das ein Reisepass erforderlich ist, könnte in Schwierigkeiten geraten. Normalerweise trifft das Dokument zur Identifizierung nach ein bis zwei Wochen ein. In manchen Fällen dauert es jedoch drei Wochen, und es kann sogar bis zu acht Wochen dauern, bis der Reisepass endlich im Briefkasten liegt.
Der Grund für diese Verzögerungen liegt auf der Hand: Die Bundesdruckerei ist schlichtweg überlastet. Eine Vielzahl von Menschen möchte wieder die Welt erkunden, und die Antragszahlen steigen stetig an. Leider hat niemand rechtzeitig darauf geachtet, die Kapazitäten entsprechend anzupassen. Viele Bürgerinnen und Bürger werden kalt davon erwischt, dass ihre Reisepässe nicht pünktlich vor dem Urlaub ankommen.
In der Regel beantragen die Deutschen ihre Dokumente rechtzeitig, werden aber von der Überlastung überrascht. Nach Darstellung des Deutschen Städtetags gibt es zu Beginn der Urlaubszeit größere Verzögerungen beim Ausstellen von Reisepässen, was bei den Betroffenen zu Frustration führt. Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, wird vom Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zitiert: „In den Pass- und Ausweisstellen der Städte rumort es.“ Auf Anfrage der dpa heißt es aus dem Bundesinnenministerium: „Seit März übersteigen die Produktionszeiten die vertragliche Lieferzeit von 12 Werktagen und haben aktuell durchschnittlich 21,8 Werktage erreicht.“
Seit Anfang 2024 sind die Antragszahlen vor allem für Reisepässe außergewöhnlich deutlich gestiegen. Eine Sprecherin des Ministeriums erklärte: „Binnen vier Wochen wurden erstmals in der Geschichte der Bundesdruckerei GmbH weit über 600.000 Reisepässe bestellt. Bis in den Mai hinein wurden immer neue Tagesrekorde des täglichen Bestelleingangs aufgestellt.“
Dem Bericht des RND zufolge sehen die Städte, die als Ausgabestelle fungieren, sich in einer schwierigen Lage. Dedy stellt klar: „Das Lieferproblem liegt in der Bundesdruckerei, die berechtigte Kritik der Antragsteller bekommen aber die städtischen Mitarbeiter ab.“ Wenn der neue Reisepass nicht mehr pünktlich ankomme, entschieden sich viele Menschen für einen zweiten Antrag mit Expressbearbeitung. Die Bürgerinnen und Bürger blieben dann auf doppelten Kosten sitzen.
Diese Problematik wirft einige Fragen auf: Warum wurde nicht rechtzeitig auf den Anstieg der Antragszahlen reagiert? Wieso gibt es keine Notfallpläne, um solche Verzögerungen zu vermeiden? Und warum müssen die Bürger für die Überlastung der Bundesdruckerei doppelt bezahlen?
Es ist klar, dass die Bundesdruckerei unter enormem Druck steht. Doch anstatt nur die Symptome zu behandeln, sollte auch die Ursache des Problems angegangen werden. Vielleicht ist es an der Zeit, die Kapazitäten der Bundesdruckerei zu erweitern oder alternative Lösungen zu suchen. Denn letztlich sind es die Bürger, die darunter leiden, wenn ihre Reisepässe nicht rechtzeitig eintreffen.
Zudem stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, die Bearbeitungszeiten transparenter zu kommunizieren. Wenn die Menschen wüssten, dass es aktuell zu Verzögerungen kommen kann, könnten sie ihre Urlaubsplanung besser anpassen. Auch eine frühere Beantragung des Reisepasses könnte helfen, Stress zu vermeiden.
Ein weiteres Problem ist die doppelte Belastung durch die Expressbearbeitung. Es ist verständlich, dass die Menschen in ihrer Verzweiflung zu dieser Option greifen, wenn der Urlaub bevorsteht und der Reisepass noch nicht eingetroffen ist. Doch dass sie dafür doppelt bezahlen müssen, ist kaum gerecht. Vielleicht wäre es angebracht, in solchen Fällen eine Kostenübernahme durch die Bundesdruckerei zu prüfen, um die Bürger finanziell zu entlasten.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickelt und ob Maßnahmen ergriffen werden, um die Probleme in der Reisepassproduktion zu lösen. Bis dahin bleibt den Betroffenen nur, Geduld zu haben und, wenn möglich, frühzeitig zu planen. Denn niemand möchte am Flughafen stehen und feststellen müssen, dass der lang ersehnte Urlaub ins Wasser fällt, weil der Reisepass nicht rechtzeitig angekommen ist.